Theologie, Ethik & Spiritualität, Entwicklung & Innovation

Fachtag für queere Lebensweisen in der Kirche und Caritas

Queere Lebensweisen sind nicht zuletzt durch #outinchurch verstärkt in die Aufmerksamkeit von Kirche und Seelsorge gerückt. Lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen erwarten einen kompetenten und diskriminierungsfreien Umgang in allen Bereichen des kirchlichen Lebens. An diesem Fachtag möchten wir daher verschiedene Aspekte von Queersensibilität beleuchten, theologische Grundlagen für die Wertschätzung nicht-heterosexueller Lebensweisen vermitteln und queeren Menschen Gehör verschaffen. Wir möchten gemeinsam nach Wegen eines wertschätzenden und gerechten Mitein*anders suchen!


AWARENESS-HINWEIS
Der Fachtag soll von einem respektvollen, wertschätzenden Umgang miteinander geprägt sein. Insbesondere die beteiligten queeren Personen sollen dabei vor Diskriminierung geschützt werden. Äußerungen, die z. B. in Frage stellen, ob es queere Geschlechtsidentitäten gibt und ob sie gottgewollt sind, wird kein Raum gegeben. Da die Teilnahme am Fachtag dennoch frühere negative Erfahrungen wachrufen kann, wird Juliana Osterholz als Begleiterin für (Einzel-) Gespräche zur Verfügung stehen.


ABLAUF
09.00 Uhr: Ankommen und Stehkaffee
9:30 Uhr Impulsvortrag I:
LSBTIQ* Kompetenz in kirchlichen Kontexten
Der Vortrag wird der Frage nachgehen, warum es in kirchlichen Kontexten die notwendige Kompetenz für einen queersensiblen Umgang mit unterschiedlichsten Zielgruppen braucht. Dabei will der Vortrag Anstöße dazu geben, wie das Erfahrungswissen von LSBTIQ*- Mitarbeitenden genutzt werden kann und wo hier aber auch Grenzen liegen.
Mit Veronika Julia Gräwe (Pronomen: sie/ihr), M. A. Religion und Kultur, ist Co-Sprecherin des Katholischen LSBT+ Komitees und Doktorandin an der PTH Sankt Georgen. In ihrem Dissertationsprojekt beschäftigt sie sich mit der Frage, wie christliche und christlich sozialisierte junge LSBTIQ* Religion erleben

Impulsvortrag II:
„Unter dem Segen Gottes!“
Was über Jahre ‚unterm Radar‘ der Amtskirche an vielen Orten bereits Praxis war, liegt nach der Beschlussfassung zum Ende des Synodalen Wegs nun auch amtskirchlich obenauf: Segensfeiern sollen ermöglicht und eine pastoral-liturgische Handreichung in den nächsten Monaten zeitnah erarbeitet werden. An diesen Vorgängen direkt beteiligt wird Holger Dörnemann die theologischen Hintergründe für die Würdigung und Feier der verschiedenen Partnerschaftsformen herausarbeiten die „unter dem Segen Gottes“ stehen.   
Mit PD. Dr. theol. habil. Holger Dörnemann, derzeit Gastprofessor am Institut für Anthropologie der Universität Gregoriana, Rom, Theologe, Sexualpädagoge, Mitglied des Synodalforums „Leben in gelingenden Beziehungen“ des Synodalen Wegs, Redaktionsmitglied u.a. des Papiers zu Segensfeiern und LSBTI-Ansprechperson des Bistums Limburg

anschließend offene Gesprächsrunde im "Fishbowl"
12.30 Uhr: Mittagessen

14.00 Uhr: Workshops
1. WORKSHOP: Erfahrungen einer Transgender-Musikerin
Hannah Schlubeck ist freiberufliche Musikerin, welche viel im Bereich von Kirchenkonzerten tätig ist. Sie hat sich 2020 für die Metamorphose von Matthias zu Hannah entschlossen und startet nun in ein neues Leben. Sie berichtet von ihren Erfahrungen, Ängsten, dem mit vielen Hindernissen gespickten Weg der Metamorphose und Missverständnissen. Teil des Workshops ist die Möglichkeit, ganz offen und ohne Tabus Fragen zu stellen und auch zu diskutieren.


2. WORKSHOP: Mitmeinen reicht nicht! Queersensible Sprache
Durch Sprache, Argumente und Zeichen zu queeren Menschen Brücken bauen.
Mit Jana Hansjürgen, Dipl. Sozialpädagogin, Leitung des NRW-Landesprojekts blick* zu LSBTIQ* Strukturen im ländlichen Raum und Teil des AK Queersensible Pastoral des Erzbistums Paderborn.
Zuvor Aufbau und Leitung der LSBTIQ* Jugendeinrichtungen in Gelsenkirchen und Düsseldorf und Tätigkeit als Diversity-Beauftragte der Landeshauptstadt Düsseldorf mit dem Schwerpunkt LSBTIQ*
und Indra Wanke, Diplom-Theologin, Diplom-Pädagogin, Mitarbeiterin im Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn, Leiterin der Abteilung Pastoral in verschiedenen Lebensbereichen mit einem Auftrag für den Fachbereich Paare, Ehe und Familie, Leiterin des Arbeitskreises Queersensible Pastoral im Erzbistum Paderborn


3. WORKSHOP: Caritas Hamburg goes queer - von der Idee zur Umsetzung eines Angebotes für queere Familien
Seit 2019 gibt es beim Caritasverband für das Erzbistum Hamburg ein spezielles Beratungsangebot für queere Familien. Wie kam es dazu? Welche Widerstände gab/ gibt es und wie hat sich das Angebot seit dem Start entwickelt? Was braucht es, um ähnliche Angebote in kirchlichen Kontexten zu etablieren?
Mit Julia Seidel, Diplom-Sozialpädagogin und Systemische Beraterin (SG)


4. WORKSHOP: Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in der Jugendarbeit – Leben unter dem Regenbogen
LGBTIQ*? Trans*? Nicht binär? BDSM? Queer? Binder?
Im Kontakt mit der queeren Kultur werden ständig neue Fragen aufgeworfen!
Gerade in der heutigen Zeit gewinnt das Thema rund um den Regenbogen zunehmend an politischer Relevanz und bietet daher Raum für rege Diskussionen. Allerdings findet das Thema auch in alltäglichen Situationen seinen Platz und trägt somit zu einer eher enttabuisierten Aufklärung bei.
In diesem Workshop werden alle typischen Begriffe kurz beleuchtet und so Stück für Stück aufgeschlüsselt, was der Begriff „diversity“ im Zusammenhang mit der queeren Kultur eigentlich bedeutet.
Die Teilnehmenden erhalten einen Überblick über die queere Kultur mit all ihren Facetten und lernen somit andere Perspektiven kennen. Ihnen soll sowohl die Komplexität sowie die Relevanz des Themas nahegebracht werden, nicht zuletzt aber auch der stetige Wandel, mit dem es sich konfrontiert sieht. Im Fokus steht dabei die Kernthematik der Jugendarbeit mit queeren Jugendlichen.
Mit Viola Hellmuth, Dipl. Sozialarbeiterin/ Sozialpädagogin, arbeitet in der Aidshilfe Paderborn und leitet die Queere Jugendgruppe Ohana Paderborn, einen Jugendtreff für queere Jugendliche von 14 bis einschließlich 26 Jahre

5. WORKSHOP: Gorillas, die durch Bilder laufen – Diversität als Bedingung und Chance einer Kirche von morgen
In diesem Workshop verbindet die Referentin persönliche Erfahrungen und theologischen Ermutigungen, die Lust machen, Anderssein – auch das eigene – als Geschenk und Chance zu erkennen, statt als Fehler und Problem. Verständlich und praxisorientiert geht es um die ermutigenden Zusammenhänge von (un)sichtbarer Vielfalt, Innovation und Prävention für Gemeindearbeit und Kirchenentwicklung.
Mit Dr. Floriane Sobetzko, Pastoralforscher*in, Seelsorger*in und Gründertrainer*in


6. WORKSHOP: Queersensible Sprache in der Liturgie
Gott mit Sternchen – G*tt – kann nicht die Lösung sein, wenn in den Gebeten die Vielschichtigkeit Gottes beschrieben und ins Wort gefasst wird.
Theologische Inhalte prägen die Sprache, aber Sprache prägt auch den persönlichen Zugang zu Gott, das persönliche Beschreiben des eigenen Daseins vor Gott und die Möglichkeit, sich mit den Gebeten und der Gottesdienstgemeinschaft zu identifizieren. Die liturgische Sprache muss nicht gegendert werden. Es gibt sensible Formulierungen, die dem theologischen Inhalt näher kommen und die Vielfalt der Betenden würdigt.
In dem Workshop werden Praxisbeispiele besprochen und neue Formulierungen erarbeitet.
Mit Lars Hofnagel, Hochschulpfarrer Bielefeld, AK Queersensible Pastoral im Erzbistum Paderborn


7. WORKSHOP: 1 Jahr #outinchurch - Wie geht es weiter?
Queer und katholisch zu sein – erst in den letzten Jahren ist das überhaupt öffentlich besprechbar geworden. 2022 haben die Initiative „OutInChurch“ und die ARD-Dokumentation „Wie Gott uns schuf“ die Anliegen und die Verwundungen queerer Menschen in der Kirche weithin sichtbar gemacht. Ausgehend von der Initiative und dem TV-Beitrag geht es in einer Gesprächsrunde mit Bernd Mönkebüscher um diese Entwicklung, um offene Fragen und bestehende Diskriminierungen. Welche Zeichen kann und muss es geben, um vielfältige Lebensweisen in der Kirche abzubilden und leben zu können?
Mit Bernd Mönkebüscher, geb. 1966, ist Pfarrer in Hamm, Autor und Mit-Initiator der Aktion #outinchurch und #liebegewinnt
und Melina Sieker, Referentin für Schulpastoral und Mentorin für Studierende und Mitglied des Arbeitskreis Queersensible Pastoral im Erzbistum Paderborn

15.45 Uhr: Abschluss im Plenum 
16.30 Uhr: Ende


MODERATION
Moderiert wird die Veranstaltung von Jens Ehebrecht-Zumsande.


ZIELGRUPPE
Hauptberuflich Mitarbeitende in der Pastoral, in Einrichtungen, Diensten und Verbänden des Erzbistums Paderborn


HINWEISE
Anmeldeschluss: 19.05.2023, begrenzte Teilnehmendenzahl
Bitte geben Sie bei Ihrer Anmeldung einen Erst- und Zweitwunsch für die Workshops an.


VERANSTALTER
Bildungs- und Tagungshaus Liborianum
Abteilung bilden+tagen
Diözesaner Arbeitskreis „Queersensible Pastoral“
Katholische Erwachsenen- und Familienbildung im Erzbistum Paderborn (kefb)
Caritasverband für das Erzbistum Paderborn e. V.
Abteilung Personalentwicklung Pastorales Personal