Breiter Querschnitt unter Einbindung vieler Interessierter
Lange bezog sich auf das Zielbild 2030+ und betonte, dass dezentrales Handeln für die Etablierung neuer Beteiligungsformate sehr wichtig sei. Es gelte, bei den Lebenswirklichkeiten der Menschen im Pastoralen Raum anzusetzen, um möglichst viele Interessierte zu erreichen. Außerdem sei es von hoher Bedeutsamkeit, unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen, um ein breites Bild von den Vorstellungen und Wünschen zu bekommen, welche die Gemeindemitglieder haben.
Lange verwies dabei auf das Modell „Zukunft der territorialen Seelsorge“, das sowohl einen missionarischen als auch einen diakonischen Ansatz verfolge. „Bei ersterem steht die Berührung der Menschen mit dem Evangelium im Mittelpunkt“, erklärt Stephan Lange. „Der diakonische Ansatz dagegen bietet konkrete Hilfe für Menschen in bestimmten Lebenssituationen wie zum Beispiel in der Armutsbekämpfung. Haupt- und Ehrenamtliche entscheiden und entwickeln in diesem Modell gemeinsam die Schwerpunkte.“
Schwerpunktsetzung in St. Dionysius Herne – Das Pastoralforum
Wie die Schwerpunktsetzung unter Beteiligung der Gemeinde zielorientiert gelingen kann, stellten Jill Fortmann, stellvertretende Vorsitzende des Pfarrgemeinderats St. Dionysius Herne und Rebecca Goeke, Dekanatsreferentin im Dekanat Emschertal im Folgenden vor. In St. Dionysius Herne wurde das Pastoralforum als neues Beteiligungsformat etabliert und wird bereits sehr gut angenommen.
„Mit dem Pastoralforum wollen wir Gruppen und Verbänden im Pastoralen Raum die Möglichkeit geben, ihre ganz persönlichen Ideen einzureichen. Diese werden dann gemeinsam im Forum diskutiert und im Anschluss daran die entsprechenden Beschlüsse gefasst“, erklärte Jill Fortmann. Auf diese Weise bekämen die Leute aus Pfarreien und Verbänden die Möglichkeit, mit anderen in den Austausch zu gehen. Jede Stimme werde gehört, genauso solle Beteiligung auch aussehen.
Trotzdem habe sich in der Vergangenheit gezeigt, dass das Interesse nachlasse, wenn sich das Forum allein auf das stumpfe Ringen um Beschlüsse konzentriere, ergänzte Rebecca Goeke. Aus diesem Grund wurde das Forum in diesem Jahr offener gehalten und die Resonanz darauf sei durchweg positiv gewesen. Im Zentrum stand vor allem die Frage: Was sind die Charismen und Potentiale, die wir in unserem Pastoralen Raum haben?
Als besonders positiv stellte Jill Fortmann heraus, dass sich auf diesem Wege Freiwillige finden würden, die auch wirklich Lust zur Umsetzung ihrer Ideen hätten. „Motivation über Begeisterung“ sei ein sehr guter Weg, damit Projekte auch wirklich realisiert würden und Potentiale dementsprechend ausgeschöpft werden könnten.
Familienpastoral neu denken im Pastoralen Raum Unna-Fröndenberg-Holzwickede
Ein anderes Beispiel zur Etablierung neuer Beteiligungsformate stellte Janfelix Müller, Gemeindereferent im Pastoralen Raum Unna-Fröndenberg-Holzwickede, vor. „Wir haben ebenfalls sehr gute Erfahrungen damit gemacht, möglichst viele Menschen zu beteiligen“, kann er sich den Vorrednerinnen nur anschließen. Im Mittelpunkt habe das Thema Familienpastoral gestanden. In Kitas, Schulen und Kinderkrankenhäusern habe man Fragebögen verteilt mit der Aufforderung an die Eltern, ihre persönlichen Wünsche und Vorstellungen von gelungener Familienpastoral zu zeichnen. „Was wünschen sich die Menschen von Kirche für die Familie?“, war dabei die zentrale Frage.
Im Anschluss daran bildete sich eine Pilotgruppe aus interessierten Eltern, die gemeinsam Ziele definierten und sich dabei an den individuellen Wünschen der Fragebögen orientieren. „Auf diese Weise ist es gelungen, ein Angebot zu schaffen, das an die Bedürfnisse von Familien im Pastoralen Raum anknüpft“, freut sich Janfelix Müller.
Zwei Projekte, die daraus entstanden sind, sind regelmäßige Familienwochenenden sowie das ökumenische Projekt Kirche Kunterbunt. Die Kirche Kunterbunt findet alle zwei Monate immer am vierten Sonntag im Monat statt. Los geht es um 10:30 Uhr mit einer biblischen Geschichte. Eltern, Großeltern, Kinder und Enkelkinder sind anschließend eingeladen kreativ zu werden, zu basteln und zu experimentieren, um die Inhalte der Geschichte zu erleben. In einem kleinen Gottesdienst, der von der Kirche-Kunterbunt-Band musikalisch begleitet wird, wird das Thema des jeweiligen Morgens nochmals aufgegriffen. Mit einem gemeinsamen Mittagessen endet die Kirche Kunterbunt gegen 13:30 Uhr.
Informationen Kirche Kunterbunt
Der Katharinentreff in Unna
Ein relativ junges Beispiel stellte Janfelix Müller zum Abschluss vor: In Unna wird mit dem Katharinentreff gerade ein neues Gebäudekonzept entwickelt. Mit dem Ziel zu zeigen, was Kirche in Unna ausmacht, haben sich verschiedene Arbeitsgruppen zur Neugestaltung des Katharinentreffs getroffen und ihre jeweiligen Ideen eingebracht. Auch dieses Projekt zeige, worauf es bei der Schwerpunktsetzung ankomme: Alle können sich selbst miteinbringen, und so können verschiedene Potentiale möglichst breit ausgeschöpft werden.
„Die Erfahrung hat gezeigt: Wenn die Leute einen Sinn in etwas sehen, dann sind sie auch bereit, sich dafür zu engagieren“, so der Gemeindereferent.
Weitere Informationen zum Prozess
Tipps für Pastorale Räume
Im Hinblick auf konkrete Tipps für Pastorale Räume, die sich neue Beteiligungsformate wünschen, sind sich alle Referentinnen und Referenten des Abends einig: die Gemeinde ansprechen und möglichst viele Menschen aktiv miteinbinden. Das mache die Arbeit zugleich wertvoll und inspirierend, und zeuge auch von hoher Wertschätzung für die jeweiligen Ideen.
Reihe „Kultur im Wandel“
Das nächste Online-Forum zum Thema Trauernde trösten – Austausch guter Ideen und Erfahrungen in der Begleitung von Menschen in einer schwierigen Lebenssituation findet statt am 4. November 2024 von 19:00-20:00 Uhr.
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Herzliche Einladung!
Ein Beitrag von: Anna Petri, freie Mitarbeiterin
Erzbischöfliches Generalvikariat, Abteilung Kommunikation, Team Redaktion