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Eine Dialog-Veranstaltung im Rahmen der Interkulturellen Woche führte jetzt die Teilnehmenden in den Orient. Das Bildungshaus Liborianum hatte in Kooperation mit dem Forum der Religionen Paderborn zu einem Abend mit Dr. Dr. Michael Gmelch aus Meran eingeladen.
Bereits die Vita des hochkarätigen Gastes liest sich wie eine biografische Weltreise: Nach dem Studium der Theologie, Philosophie und Pastoralpsychologie in Eichstätt, Lyon, Würzburg und Rom wirkte er ab 1987 als Katholischer Priester. Dr. Dr. Michael Gmelch war unter anderem Klinikseelsorger, Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Indien und Sri Lanka, Militärseelsorger an der Offizierschule der Deutschen Marine in Flensburg und Dozent für Ethik und Lebenskunde. Er reiste mit dem Segelschulschiff Gorch Fock und an Bord von Schiffen der Marine auf den Weltmeeren und war Militärdekan an der Universität der Bundeswehr in München.
Insgesamt hat der Wahl-Südtiroler mehr als 50 Länder bereist – mit Schwerpunkt Südeuropa und Asien. Er war in Wüsten in Israel, Ägypten und Tunesien. Seit über zwölf Jahren organisiert Gmelch jährliche Wüstentouren in Tunesien.
Und seine Begeisterung für fremde Kulturen und andere Religionen teilte er jetzt in Paderborn.
Im Zentrum stand der weltweit bekannte Sufi-Mystiker Rumi und damit auch der Sufismus als „mystische Ausprägung des Islam“.
Gleich zu Beginn stellte Dr. Dr. Michael Gmelch eine entscheidende Frage: „Warum beschäftigt sich ein katholischer Priester mit einem islamischen Mystiker, der vor über 750 Jahren verstorben ist?“ und gab im Rahmen seiner Ausführungen die Antwort: „Weil der interreligiöse Dialog mir eine Herzensangelegenheit ist und wir im Miteinander viel voneinander lernen können, um Frieden zu erreichen.“
Der Referent arbeitete gerne mit Metaphern und reichte allen Zuhörenden jeweils eine symbolische Walnuss: „Betrachten Sie die Gesetze, Riten, Gebote und Verbote, die Sie aus den Religionen kennen, als Schale der Nuss, die das Innere beschützt. Es geht im Leben aber nicht um die Schale; das Ziel ist es – im übertragenen Sinn – Gott im eigenen Inneren zu entdecken. Wir müssen uns von der Schale lösen und zum Kern jenseits des Dogmas finden. Es ist wichtig, alles Äußere zu relativieren.“
In diesem Rahmen würden engstirnige Diskussionen, die heute vielerorts geführt werden, nicht helfen.
Gmelch schlug mehrfach Brücken zwischen den Religionen und verwies dabei auf den Gelehrten Rumi, der einer der bedeutendsten persisch-sprachigen Dichter des Mittelalters war. Ihn zitierte er mit den Worten „Wenn die Liebe in unsere Herzen strömt, erleben wir den fließenden Gott“ und nahm die Gäste mit auf eine Reise durch dessen eindrucksvolle Lebensgeschichte. Rumi gilt etwa als geistiger Vater des Ordens der tanzenden Derwische.
Der Bogen zur Walnuss wurde gegen Ende des Vortrags geschlagen: „Wer die Nuss geknackt hat, braucht die Schale nicht mehr“, heißt es.
Ein Fazit der gut besuchten Veranstaltung im Liborianum könnte lauten: In der heutigen Zeit ist es eine wichtige Aufgabe, den interreligiösen Dialog zu fördern und bildlich Brücken zu bauen. Dr. Dr. Michael Gmelch lieferte dazu wertvolle Anregungen und die Interkulturelle Woche in Paderborn bildet den geeigneten Rahmen.