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Kirche und Klima. Das sind keineswegs gegensätzliche Bereiche, sondern zwei, die gut zusammen passen. Nicht zuletzt abzulesen am Klimaschutzkonzept, das im November 2019 vom Erzbistum Paderborn verabschiedet wurde. Hintergrund: Die Diözese sieht die Schöpfungsverantwortung als kirchlichen Auftrag. Unter diesem Titel fand auch ein Online-Seminar der Reihe „Kultur im Wandel“ statt. Veranstaltet wurde das Seminar vom Paderborner Bildungs- und Tagungshaus Liborianum unter der Moderation von Dr. Annegret Meyer (Erzbischöfliches Generalvikariat, Abteilung „Glauben im Dialog“).
Zu Nachhaltigkeit & Klimaschutz im Erzbistum
Kathrin Käuper aus dem Team Klimaschutz im Bereich Bauen blickte auf den Klimaschutzbericht für die Deutsche Bischofskonferenz. Das Papier nennt als übergeordnetes Ziel die massive Verringerung der Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2050. Hierfür muss auf den Einsatz fossiler Brennstoffe verzichtet werden. Zusätzlich sind die Energiesysteme umzubauen. Ein wesentliches Element zur Erreichung der Vorgabe ist die Einbeziehung von Verbrauchern und Erzeugern, die angehalten sind, ihre Produktions- und Lebensweisen nachhaltig zu gestalten. Der Maßnahmenkatalog bezieht sich auf die von Papst Franziskus verfasste Umweltenzyklika „Laudato si“. Franziskus wirbt hierin für eine ganzheitliche Ökologie und betrachtet die Schöpfung als „gemeinsames Haus, das es zu bewahren gilt“.
Um die Bewahrung zu gewährleisten, sei laut Kathrin Käuper ein „Umsteigen“ vonnöten. Etwa im Bereich der zentralen Immobilien, für die Käuper im Erzbischöflichen Generalvikariat zuständig ist. Zwar sei es wegen der „vielen Altbauten im Erzbistum Paderborn schwierig, auf Wärmepumpen umzustellen“, doch man wolle „unbedingt weg von den Ölheizungen“. Stattdessen soll auf regenerative Energien gesetzt werden, etwa bei der Errichtung von Neubauten, die künftig eine saubere Umweltbilanz aufweisen. Auch zum Thema „CO2-Ersparnis in Kirchen“ wusste Kathrin Käuper etwas beizutragen. Sie schlug vor, dort, wo es geht, die Kirche „kalt zu lassen und den Gottesdienst stattdessen ins Pfarrheim zu verlegen“. Tipp eines per Chat involvierten Seminar-Teilnehmers: Wird der Kirchenraum weiterhin genutzt, könne eine Sitzbankkontaktheizung als Alternative fungieren.
Dr. Franz-Josef Klausdeinken aus der Pfarrgemeinde Heilig-Kreuz in Soest wusste um die mühsame Arbeit im Hinblick auf mehr Klimaschutz. „Kleine Schritte sind nötig, um die Masse in Bewegung zu versetzen“, führte Klausdeinken aus, dass „Impulse, Allianzen und Schnittstellen“ die nötigen Effekte nach sich ziehen können. Allerdings braucht es dafür „ein grundsätzliches Umdenken innerhalb der (christlichen) Bevölkerung“. Ein heikles Unterfangen, denn „nichts ist so schwer zu ändern, wie das menschliche Verhalten“. Doch als selbst erklärter „Pragmatiker“ will Franz-Josef Klausdeinken auf keinen Fall resignieren, sondern entschlossen anpacken: „Dort, wo man Gutes bewirken kann, muss man es tun.“
Als nächstes gab der Pfadfinder Patrick Höckelmann seine Sicht auf den Sektor Klimaschutz wieder. Höckelmann fungiert als Vorsitzender der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) im Diözesanverband Paderborn. Als solcher verschaffte er Einblicke in die Abläufe im Diözesanzentrum Rüthen, wo der Bereich „Natur und Klima“ von Pfadfinderinnen und Pfadfindern aktiv angegangen wird. Unter anderem, weil „das Thema bei Kindern und Jugendlichen auf offene Ohren stößt“. Die Heranwachsenden hören zu, wenn die Punkte Müllvermeidung, Fleischkonsum und regionale Produkte auf die Tagesordnung rücken. „Wir richten uns am Fairtrade-System aus“, ist Höckelmann und seinen Pfadfinderkollegen das Segment Gerechtigkeit extrem wichtig. Auch, weil es die eigene Weltanschauung spiegelt: „Alles andere würde nicht zu meinem christlichen Menschenbild passen“, so Höckelmann.
Weil jenes Bild die Vermeidung schädlicher Emissionen einschließt, tritt Patrick Höckelmann offensiv für „mehr Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen“ ein. Zwei Dinge, die demnächst im sauerländischen Rüthen aktuell werden könnten. Grund: Auf dem Gelände der Pfadfinder ist ein Neubau geplant, bei dem laut Höckelmann „unter anderem die energetische Versorgung Thema ist“. Weil man diesbezüglich keine Kompromisse eingehen möchte, werden „die Weichen in Richtung CO2-Neutralität gestellt“.
Dass Klimagerechtigkeit, Spiritualität und Bildung eng miteinander verzahnt sind, stellte Ulrich Klauke unter Beweis. Klauke vertritt im Erzbischöflichen Generalvikariat die Abteilung „Glauben im Dialog“. Hier ist er für die Betreuung des Fachbereichs Weltmission-Entwicklung-Frieden und Missio zuständig. „Die Art, wie wir leben und konsumieren, ist zentral“, sagt Ulrich Klauke, der weiß, dass dies „noch nicht in allen Köpfen angekommen ist“. So habe unser Verhalten unter Umständen weitreichende Folgen für andere Nationen. Daraus folgt, dass „wir in Europa die Verantwortung tragen, sensibel mit der Thematik umzugehen“. Ganz einfach, weil in der Regel die Länder am stärksten unter dem Klimawandel leiden, die wenig oder gar nichts zur eigentlichen Problematik beitragen.
Daher ist das Verhalten auf lokaler und regionaler Ebene ein wichtiger Baustein zur Minimierung des CO2-Fußabdrucks. Als beispielhafte Kampagne führte Ulrich Klauke die „faire Gemeinde“ an. Innerhalb des Projekts beleuchten die Involvierten die Nachhaltigkeit ihres Handelns. Demnach sei der Komplex „Wie fair sind wir aufgestellt?“ nach Klaukes Worten „eine gute Möglichkeit, kritisch hinzusehen und die eigene Bewusstseinsbildung zu schärfen“. Bewusstsein brauche es zuvorderst für die Beantwortung der zentralen Frage „Was ist nötig für ein gutes Leben?“
Das nächste Online-Seminar zum Themenkomplex „Kultur im Wandel“ findet am Montag, 22. März, statt. Ab 19 Uhr geht es um die „Fairer Handel endet nicht am Weltladen“.
Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es HIER.
Ein Beitrag von: Dietmar Gröbing, Freier Mitarbeiter
Erzbischöfliches Generalvikariat, Abteilung Kommunikation, Team Redaktion