Frühzeitige Kommunikation ist ausschlaggebend für Erfolg

Im Online-Forum in der Reihe „Kultur im Wandel“ zogen Daniel Schröter und Nadine Nawa eine erste Bilanz zur Immobilienstrategie. Ehrenamtliche aus der Pfarrei St. Christophoros Wanne-Eickel berichteten von ihren Erfahrungen mit der Strategie.

Die Immobilienstrategie des Erzbistums Paderborn stand im Mittelpunkt des letzten Online-Forums in der Reihe „Kultur im Wandel“ in diesem Jahr. In der vom Bildungs- und Tagungshaus Liborianum Mitte Dezember angebotenen Veranstaltung zogen Daniel Schröter und Nadine Nawa eine erste Bilanz zur Strategie, die zum 1. Juli 2022 in Kraft getreten ist. Schröter leitet die Abteilung Kirchengemeindliche Immobilien und ist mit seinen Beratungsteams für die Durchführung der Immobilienstrategie verantwortlich. Nadine Nawa arbeitet im Bereich Pastorale Dienste und ist im Beratungsteam für die pastoral-theologischen Fachberatung zuständig. Durch den Abend führte Dr. Katharina Lammers vom Prozessteam 2030+ Erzbischöflichen Generalvikariat.

Mit der Immobilienstrategie will das Erzbistum Wege aufzeigen, wie Gebäude in Pastoralen Räumen bestmöglich eingesetzt werden können. Viele Kirchengemeinden stehen vor der Herausforderung, dass sie manche Immobilien nicht mehr in vollem Umfang nutzen, sie aber dennoch finanziell stemmen müssen. Ziel der Immobilienstrategie ist es, durch eine qualifizierte Beratung den Entscheidungsträgern in den Gemeinden zu helfen, im Hinblick auf die Gebäudenutzung die bestmögliche Entscheidung zu treffen. „Das bedeutet auch, dass man sich über kurz oder lang von einem Teil der Gebäude trennen muss“, so Daniel Schröter.

 

Ein individueller Prozess

Auf die Frage, wie ein erstes Zwischenfazit aussehe, erklärte Schröter, man habe in den vergangenen anderthalb Jahren wertvolle Erfahrungen sammeln können und viel gelernt. In jedem Fall sei deutlich geworden, dass der richtige Umgang mit nicht mehr häufig genutzten Immobilien im Pastoralen Raum ein sensibler, aber auch sehr individueller Prozess ist. Der Abschied von lang genutzten Gebäuden falle oftmals schwer. Denn viele Gemeindemitglieder verbänden Erinnerungen damit und hätten eine emotionale Bindung zu ihnen. Zudem dürfe man nicht vergessen, dass es sich bei den kirchlichen Gebäuden immer auch um Orte des gemeindlichen Lebens und der Zusammenkunft von Gläubigen handle, in denen über viele Jahre hinweg kirchliches Leben stattgefunden hat. „Aus diesem Grund muss man manchmal auch nüchtern abwägen, ob sich die Nutzung des jeweiligen Gebäudes finanziell noch rechnet und sich im Zweifelsfall davon trennen.“ Ein durchaus schmerzhafter, aber je nach Gebäude auch notwendiger Prozess, so der Leiter der Abteilung Kirchengemeindliche Immobilien.

 

Unterstützung auf dem Weg

Ein erstes Fazit zeige, dass man auf einem guten Weg sei. Die Beratungsteams seien nunmehr vollzählig und man stehe im Austausch mit 55 von insgesamt 87 Pastoralen Räumen, die sich bereits für die Immobilienstrategie angemeldet haben. Aktuell laufen zehn Beratungsprozesse, ein Immobilienkonzept wurde bereits erarbeitet und gegengezeichnet. „Im Austausch mit den Gemeinden haben wir gelernt, dass man nicht immer sofort starten muss“, erklärt Schröter. Manche Gemeinden würden lieber gestern als heute starten, andere bräuchten dagegen noch etwas Zeit. Und das sei auch völlig in Ordnung. „Wir versuchen den Teams in den Gemeinden bestmöglich beratend zur Seite zu stehen, um eine zufriedenstellende Entscheidung zu erreichen.“

Die Beratung geschehe auch unter pastoral-theologischen Gesichtspunkten, erklärt Nadine Nawa. Man dürfe schließlich nicht außer Acht lassen, dass es hier auch um (ehemalige) Gotteshäuser gehe. Nawa fasste zusammen, wie die Beratungsangebote konkret aussähen. „Neben der individuellen Beratung soll es zukünftig Workshops und Infoabende geben, um sich der Frage zu nähern, wie das Gemeindeleben ohne eigene Gebäude zukünftig funktionieren kann.“ Den Grundrahmen dafür biete das Zielbild 2030+ des Erzbistums Paderborn.

Weitere Informationen zum Immobilienkonzept finden Sie hier:
https://wir-erzbistum-paderborn.de/strategische-themen/immobilienstrategie

 

Erfahrungen aus dem ersten Immobilienprozess in Wanne-Eickel

Prognosen zu schrumpfenden Mitgliedszahlen gaben für die Verantwortlichen der im Jahr 2019 gegründeten Pfarrei St. Christophorus Wanne-Eickel den Ausschlag, sich für die Immobilienstrategie zu entscheiden. Stephan Schönwasser und Wolfgang Stummbillig aus dem Kirchenvorstand der Pfarrei berichteten von ihren Erfahrungen und zeigten auf, dass eine frühzeitige Kommunikation mit allen Gemeindemitgliedern ausschlaggebend für den Erfolg der Umsetzung gewesen ist. „Die Menschen aus den Gemeinden sind es schließlich, die die Gebäude vorrangig nutzen, insofern ist es wichtig, sie von Anfang an in die Entscheidungsfindung miteinzubeziehen“, erklärt Schönwasser. Widerstand habe es natürlich trotzdem gegeben und da habe sich gezeigt, wie viel es ausmachen kann, wenn man sich individuelle Zeit für die Fragen und Unsicherheiten in den Gemeinden nehme. Im Rahmen des fünfzehnmonatigen Prozesses habe jede Frage Gehör gefunden, und hier und da habe es die Entscheidungsfindung beeinflusst. In den meisten Fällen habe man aber nachvollziehbar erläutern können, warum die Nutzung bestimmter Gebäude für die Zukunft nicht mehr sinnvoll ist.

Ergänzend fügt Wolfgang Stummbillig hinzu: „Im Zentrum stand die Frage, wofür das Gebäude genutzt wird und ob die entsprechende Aktivität auch an anderen Orten stattfinden kann.“ Ein positives Beispiel sei die Jugendarbeit, die in einen Schrebergarten umgezogen sei, wo man sich sehr wohlfühle. Ein anderes positives Beispiel sei die ökumenische Kooperation. Die Gottesdienste einer Gemeinde würden jetzt immer in der evangelischen Kirche im Ort gefeiert.

Als zentrale Lernerfahrungen aus den vergangenen fünfzehn Monaten sehen sowohl Schönwasser als auch Stummbillig die möglichst frühzeitige Kommunikation des geplanten Vorhabens. Dies schütze zwar nicht vor Widerstand, sorge aber dafür, dass alle Stimmen auch entsprechend Gehör fänden. Gegenseitiges Vertrauen sei bei einem so sensiblen Prozess wie der möglichen Aufgabe von Kirchengebäuden unerlässlich.

 

Ein Beitrag von: Anna Petri, freie Mitarbeiterin
Erzbischöfliches Generalvikariat, Abteilung Kommunikation, Team Redaktion