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Das caritative Handeln wieder in das Zentrum der Kirche zu bringen – dafür hat der Theologieprofessor Rainer Krockauer bei einer Online-Tagung der Bistumsentwicklung im Erzbistum Paderborn plädiert. „Es ist Zeit für eine Wende, um des Menschen und um der Botschaft Jesu für die Menschen willen“, sagte Krockauer. Kirche gewinne durch ihr caritatives Handeln an Glaubwürdigkeit und Relevanz, betonte Ralf Nolte, der als Referent des Diözesan-Caritasverbandes Paderborn die Tagung „Diakonische Pastoral. Für Menschen da sein.“ verantwortet. „Caritatives Handeln birgt die Chance, eine neue Sicht auf die kirchliche Identität zu gewinnen.“
Die Ursache für den Bedeutungsverlust des Christlichen liege weniger am Inhalt des christlichen Glaubens, sondern vielmehr am „Vertriebssystem“ Kirche, sagte Krockauer, der als Dozent für Theologie und Ethik an der Katholischen Hochschule NRW in Aachen lehrt. Nötig sei ein „reflektierter Glaube, ein Akt persönlicher Bekehrung“ als Grundlage für den Weg und das Ziel einer „dienend besorgten Kirche“, der es um alle Menschen gehe, „auch um die, die keine Macht haben und der Kirche keinen eigenen Machtzuwachs bringen können“, zitierte er den Theologen Karl Rahner. Zwar funktioniere das caritative Handeln über Einrichtungen und Dienste der Caritas aktuell „in einem Maße, mit dem man sich in der Öffentlichkeit nicht verstecken muss“. Als gesellschaftliche Gruppe, die bedrängt werde, stehe Kirche aber in der Versuchung, nur die eigene Weiterexistenz im Blick zu haben. „Doch sie ist für die Menschen und nicht für sich da“, sagte Krockauer vor rund 65 Teilnehmenden aus Pastoral und Caritas.
Ausgehend von diesen Überlegungen stellten Ralf Nolte und Pfarrer Günter Eickelmann vom Erzbischöflichen Generalvikariat „Stellschrauben“ für die zukünftige strategische Ausrichtung der caritativen Pastoral im diözesanen Prozess „Erzbistum Paderborn 2030+“ vor. Demnach solle es in jedem Pastoralen Raum, dem Zusammenschluss mehrerer katholischer Pfarrgemeinden, einen Schwerpunkt caritativen Handelns geben, „der profiliert auf Notlagen und schwierige Lebenssituationen von Menschen vor Ort antwortet“. Diese Ausrichtung auf die Not der Menschen solle auch verbindlicher Teil der Konzepte und Vereinbarungen in den Pfarrgemeinden werden. Zudem sollen in den Pastoralen Räumen gemeinsame Anlaufstellen für soziale und seelsorgliche Anliegen aller Art entstehen. Kompetenzteams aus Seelsorge und Caritas sollten auf allen Ebenen der kirchlichen Arbeit die schwierige Lebenssituation der Menschen vor Ort im Blick haben und koordinieren, so Nolte und Eickelmann.
Kirche sei zwar bereits in ganz vielen Feldern caritativ unterwegs, zog Ralf Nolte ein positives Fazit der Tagung. „Das müssen wir aber noch stärken und gemeinsam weiter voranbringen. Denn nur eine diakonisch tätige Kirche ist glaubwürdig.“
Die Themengruppe "Für Menschen da sein." innerhalb des Diözesanen Prozesses 2030+ veranstaltete in Kooperation und Trägerschaft des Bildungs- und Tagungshauses Liborianum diese Fachtagung. Geleitet wurde sie von Daniela Bröckl (Diözesanbeauftragte für die Seelsorge in Justizvollzugsanstalten im Erzbistum Paderborn), Pfarrer Günter Eickelmann (Erzbischöfliches Generalvikariat Paderborn, Abteilung Leben im Pastoralen Raum, Pastorale Orte und Gelegenheiten und diakonische Pastoral) sowie Ralf Nolte, Referent für Caritaspastoral und Diözesanbeauftragter für die Seelsorge in Einrichtungen der stationären Hilfe. Zum Auftrag der Arbeitsgruppe gehört es, strategische Überlegungen und Entscheidungen zur diakonischen Schwerpunktsetzung im Erzbistum Paderborn vorzubereiten.
Ein Beitrag vom: cpd